Talk:January 2017 European cold wave/Paste from German wikipedia
Die Kältewelle in Europa Januar 2017 ist ein Kälteeinbruch während des Winters 2016/2017, der beginnend in der ersten Januarwoche in weiten Teilen Europas und angrenzenden Räumen für tiefe Fröste und darüber hinaus für schwere Schneestürme und Schneefälle sorgte. Infolge der Kältewelle starben mehr als 60 Menschen.
Meteorologische Grundlagen
[edit]Vom 3. bis 6. Januar zog Orkan Axel, ein schwerer Wintersturm, über Nordmitteleuropa. In dessen Folge kam es zu einem intensiven Einbruch polarer Kaltluft, die im Sog des Orkans bis Kleinasien vorstieß.[3][4][5][6] Die Luftmassen wurden direkt vom Nordpol bis in den Mittelmeerraum verfrachtet.[7] Dann bildete sich ein stabiles Mitteleuropahoch, Angelika genannt. Die Kältewelle begann mit intensivem Schneefall,[4] der besonders in Südosteuropa mit dem abziehenden Orkan zu schweren Schneestürmen führte.[8] In ihrer Hochphase erstreckte sich die Kälte mit Frost vom nordafrikanischen Maghreb und unter –20 °C im ganzen Osten Mitteleuropas bis nach Sibirien.[1][9] Zu Ende ging diese Phase mit dem Sturm Egon, der vom 12. bis 15. Januar Nordmitteleuropa überquerte.[10][1][11] Zuletzt hielt sich die Kälte am Zentralbalkan.[12]
Mit dem Durchzug atlantischer Fronten und einem Einbruch feuchter Polarluft kam es am dritten Januarwochenende wieder zu umfangreichen Schneefällen.[13][14][15] Das folgende Hoch Brigitte brachte neuerlich Kälte. Zusammen mit einem Mittelmeertief (Finjas)[16][17] herrschten über Zentraleuropa intensive Nordostwinde, die als Bise im Schweizer Jura bis über 140 km/h erreichten.[18] Die Minusgrade stießen bis Südspanien vor, mit Schnee bis in die Niederungen auf Mallorca.[19]
Die tiefste Temperatur in Europa maß Kautokeino in Nordschweden mit −42,4 °C am 4. Januar.[1] Aus Klin nordwestlich von Moskau wurden −35,9 °C gemeldet,[20] Moskau verzeichnete mit −29,9 °C das kälteste (gregorianische) Neujahr seit 1987.[1] Besonders tiefe Temperaturen wurden auch mit −35,2 °C in Oravská Lesná in den Karpaten in der Slowakei (8. Januar, dort die niedrigste seit 1985),[1][20] und mit −34,6 °C Grad im Böhmerwald in Tschechien[20] gemessen, bis −33 °C in Serbien.[21] In der Schweiz meldete die Glattalp in den Alpen (1800 m) −35 °C,[22] La Brévine im Jura −29,9 °C (7. Januar),[7] in Bayern Reit im Winkl und Schorndorf −26 °C.[23] Insgesamt wurden in Zentraleuropa aber die Werte der langen Kältewelle 2012 nicht erreicht.
Ungewöhnlich war hingegen der Vorstoß der Kälte insbesondere im östlichen Mittelmeerraum: In Saranda in Südalbanien beispielsweise schneite es das erste mal seit 32 Jahren wieder, Bulqiza maß −22 °C.[24] In Sofia in Bulgarien fielen 25 Zentimeter Schnee.[5] In Nordgriechenland sanken die Temperaturen bis unter −15 °C mit Schneefall bis Kreta.[25][26][27] In Istanbul gab es den stärksten Schneefall seit 30 Jahren.[27] Auch in Italien war es so kalt wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr,[8] mit −5,7 °C in Neapel.[1]
Ursache war eine überstarke Schwingung des Jetstreams, die über Europa zu einer intensiven Nordströmung führte.[4][5][6] Das Azorenhoch war übermäßig entwickelt, nach Norden verlagert und hatte sich zeitweise bis vor Grönland ausgebreitet.[12] Zeitgleich herrschte auch im nordpazifischen Raum eine vergleichbare Lage mit massivem stabilem Hoch, mit −56,6 °C in Deljankir (bei Artyk) in Nordostsibirien am 4. Januar[1] und Kälte und Winterstürmen in Nordamerika,[3][28] und es kam auch zu einem massiven Kälteeinbruch in Indien. Die Kältewellen dürften in Zusammenhang mit der abklingenden La Niña-Phase[29] stehen, deren Beginn in Europa den schweren Wintereinbruch Ende des vorhergehenden April gebracht hatte.
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Vereister Brunnen in Rom, 7. Jan.
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Bukarest, Rumänien, 11. Jan.
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Seltenes Weiß in Tirana, Albanien, Morgen des 12. Jan.
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Prešov, Slowakei, 14. Jan.
Auswirkungen
[edit]Die Folgen der Kältewelle erstreckten sich von Frankreich über das Mittelmeergebiet bis in die Türkei und über das Baltikum bis tief nach Russland.[20]
Es wurden europaweit insgesamt über 60 Kältetote (direkte Kälteopfer) gemeldet,[24][2] unter anderem in Lettland,[8] Weißrussland,[21] der Ukraine,[20] Polen,[8] Tschechien,[21] der Slowakei[20] Ungarn,[8] und Italien.[21]
Betroffen waren auch Flüchtlinge der Massenströme seit 2015,[30] auf der Balkanroute besonders in Serbien,[21] auf den griechischen Inseln in den Auffanglagern der Ostägäis, wo beispielsweise die Lager auf Chios und Moria auf Lesbos eingeschneit waren.[21][30] Hierbei geriet die griechische Regierung zum wiederholten Male in Kritik, weil die Lager trotz Förderungen durch die EU und auch entgegen der Wetterprognosen weder lang- noch kurzfristig abgesichert worden waren.[31] Aus Südosteuropa wurden mehrere Erfrierungsopfer unter Flüchtlingen gemeldet.[30] Die Schneefälle in den italienischen Regionen Apulien, Kampanien und den Abruzzen trafen speziell die Erdbebenopfer vom Sommer und Herbst, wo es am 18. Januar zu weiteren mittelschweren Nachbeben der Serie kam.[32]
Stark betroffen war insbesondere der Zentralbalkan, wo sich abnorme Schneemengen ansammelten und gleichzeitig die Tieftemperaturen europaweit am längsten anhielten.[8] Hier waren etliche Dörfer tagelang von der Außenwelt abgeschnitten.[33] Die Schifffahrt auf Donau und Save wurde in weiten Bereichen eingestellt.[21][24] In Istanbul brach am 10. Januar das Dach einer Moschee unter der Schneelast ein, mit einem Todesopfer.[27] Am 14. Januar stürzte eine Sporthalle in Ceska Trebova in Tschechien ein, vermutlich aus derselben Ursache.[15]
Die Schneefälle am Beginn der Kältewelle führten zu einigen Massenkarambolagen, so in den Niederlanden[20] und Nordrhein-Westfalen.[34] Auch die der zweiten Schneeperiode führten zu einigen schweren Verkehrsunfällen.[15]
In Polen wurde besonders der Smog zum Problem, bei Kältewellen werden dort regelmäßig viele Hausöfen mit Koks betrieben.[24] Hier gab es seit November neben etwa 50 Kältetoten auch über 20 Kohlenmonoxid-Vergiftungsopfer.[33]
Der Schneefall in Süditalien brachte besonders die dortige Landwirtschaft mit ihren Winterkulturen in Bedrängnis.[35] In Südspanien, wo in den schwersten Regenfällen seit 30 Jahren im Dezember (4. und 16.–19.) die Ernte weiträumig vernichtet wurde, wurde die Nachsaat durch Schneefall bis Murcia, der Hauptanbauregion europäischen Wintergemüses, beeinträchtigt. Dadurch erhöhten sich die Preise für Gemüse in Europa bis auf das dreifache.[36]
Außerdem war die Energiewirtschaft von Marktpreisschwankungen und Spekulationen betroffen.[37][38] In Frankreich verteuerte sich die Megawattstunde, weil gerade mehrere Reaktoren wegen Sicherheitsüberprüfungen nicht am Netz waren, und die Wasserkraftreserven nach dem extrem trockenen Dezember erschöpft sind, kurzzeitig um knapp die Hälfte auf 90 Euro, in Deutschland und in Belgien (dort bis 110 €) erreichte der Strompreis ein neues Rekordhoch seit 2008.[39]
Weblinks
[edit]Einzelnachweise
[edit]- ^ a b c d e f g h Europe : vague de froid intense. Météo-France: Actualités, 10. Januar 2017 – mit MeteoAlarm-Karte des Tages (Rote Warnstufe in Serbien und Montenegro sowie Nordgriechenland).
- ^ a b Kältewelle in Europa. In: heute, ZDF, 11. Januar 2017 (Begleittext, Video nicht mehr verfügbar).
- ^ a b Cold weather in Europe and the US. MetOffice UK News, 3. Januar 2017.
- ^ a b c Schnee ist im Anzug; und Schnee + Nordwindsturm = Schneesturm? MeteoSchweiz-Blog, 4. resp. 5. Januar 2017.
- ^ a b c Un froid vif s'engouffre en Europe (Une configuration météorologique très dynamique). Météo-France: Actualités, 5. Januar 2017 – mit ECMWF-Prognose animiert, 4.–10. Januar.
- ^ a b Prognose für Do 05.01.17 12 UTC, DWD-Wetterkarte, Website der Freien Universität Berlin;
Wetterkarte vom 05. Januar 2017, 12 UTC. Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG);
Temperature 850hPa und Jet Stream, 330hPa (km/h), Jeudi 5. Janvier 2017, 7:00 locale. und NCEP Reanalysis, auf Meteociel.fr – Archives. - ^ a b Arktische Kälte. MeteoSchweiz-Blog, 6. Januar 2017 – insb. Grafik NOAA HYSPLIT MODEL Backward trajectories ending 0600 UTC 06 Jan 17 – GFSG Data.
- ^ a b c d e f Kältewelle in Europa – Verkehrschaos, Schneestürme und mehrere Tote. In: Der Spiegel online, 6. Januar 2017.
- ^ Temperature 850hPa, Samdi 7. Janvier 2017, 7:00 locale. NCEP Reanalysis, auf Meteociel.fr – Archives;
Wetterkarte vom 07. Januar 2017, 00 UTC. Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG). - ^ "Egon" ante portas. MeteoSchweiz-Blog, 12. Januar 2017.
- ^ Bilan : tempête Egon des 12-13 janvier. Météo-France: Actualités, 13. Januar 2017 – mit Satellitenbildanimation des Sturmes.
- ^ a b Temperature 850hPa, Mercredi 11. Janvier 2017, 7:00 locale. NCEP Reanalysis, auf Meteociel.fr – Archives;
Prognose für Do 11.01.17 12 UTC, DWD-Wetterkarte, Website der Freien Universität Berlin. - ^ Nach dem Regen kam der Schnee; Neuschnee; Schlitteln bis in die Niederungen; und Kalt, aber es wird noch kälter. MeteoSchweiz-Blog, 13.; 14.; 15; resp. 16. Januar 2017.
- ^ Prognose für So 15.01.17 12 UTC, DWD-Wetterkarte, Website der Freien Universität Berlin;
Wetterkarte vom 15. Januar 2017, 12 UTC. Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG). - ^ a b c Wetter führt zu vielen Zwischenfällen – Weisses Wochenende in weiten Teilen Europas. In: Neue Zürcher Zeitung online, 15. Januar 2017.
- ^ Météo : froid intense sur la France. Météo-France: Actualités, 17. Januar 2017.
- ^ Temperature 850hPa, Mercredi 18. Janvier 2017, 7:00 locale. NCEP Reanalysis, auf Meteociel.fr – Archives;
Wetterkarte vom 15. Januar 2017, 06 UTC. Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG);
Prognose für Mi 18.01.17 12 UTC, DWD-Wetterkarte, Website der Freien Universität Berlin. - ^ Schneetreiben in der kalten Bise. MeteoSchweiz-Blog, 17. Januar 2017.
- ^ Costa del Snow − Shock for British holidaymakers as freak Blizzards hit Majorca and Benidorm with snowstorms sweeping across the Med. In: The Sun online, 18. Januar 2017.
- ^ a b c d e f g Schneefälle und eisige Temperaturen - Zahlreiche Kältetote in Europa; und Kältewelle in Europa - Eingeschneite Dörfer und Inseln in Griechenland. In: Neue Zürcher Zeitung online, 9. Januar 2017.
- ^ a b c d e f g Zahl der Kältetoten in Europa steigt auf mindestens 38. In: Der Standard online, 9. Januar 2017.
- ^ In der Schweiz herrscht klirrende Kälte. In: NZZ online, 7. Januar 2017.
- ^ Bibber-Winter legt ganz Europa lahm. In: news.de, 7. Januar 2017.
- ^ a b c d Europe cold snap: death toll hits 61 as the poor, old and helpless succumb. Associated Press, Bukarest, in: theguardian online, 11. Januar 2017.
- ^ Eisiges Wetter in Griechenland – Schnee in der Ägäis. In: NZZ online, 7. Januar 2017.
- ^ New cold snap, heavy snowfall causes problems across Greece. In: ekathimerini.com, 9. Januar 2017.
- ^ a b c Kälte und viel Schnee in Osteuropa forderten erneut Todesopfer. In: Der Standard online, 10. Januar 2017.
- ^ Einem Sturm am 8. Januar war der Pioneer Cabin Tree, einer der bekanntesten Mammutbäume, zum Opfer gefallen; vergl. Winter Storms Hustle Across United States; Ice Potential Rears Its Head for Late Week. Bob Henson in Weater Underground, wunderground.com, 9. Januar 2017.
- ^ Icy Weekend for Central Plains; La Niña’s Days Are Numbered. Bob Henson in Weater Underground, wunderground.com, 13. Januar 2017.
- ^ a b c Conditions worsen for Europe's refugees as temperatures plummet. Eliza Mackintosh in: CNN online, 9. Januar 2017 ff (letztes Update 13. Januar 2017, abgerufen 14. Januar 2017).
- ^ Greece: severe weather places refugees at risk and government under fire. Helena Smith, in: The Guardian online, 10. Januar 2017.
- ^ Erdbeben erschüttern Italien – Es herrscht Notstand im Notstand. In: BR online, 18. Januar 2017.
- ^ a b Wieder zahlreiche Kältetote in Europa. In: swissinfo.ch, 8. Januar 2017.
- ^ Höchste Glatteis-Warnstufe in NRW - Mehrere Massenkarambolagen. In: welt.de, 6. Januar 2017.
- ^ Kältewelle: Millionen-Schäden in Italien. In: wetter.at, 9. Januar 2017.
- ^ Europe gripped by sky-high vegetable prices. In: freshplaza.com, 18. Januar 2017.
- ^ Bone-Chilling Winter From Berlin to Davos Causes Energy Scramble. Kelly Gilblom in Bloomberg.com, 13. Januar 2017.
- ^ Strompreise wegen Kältewelle kräftig gestiegen. In: Tiroler Tageszeitung online, 9. Januar 2017.
- ^ Europe Power Prices Jump as Cold Snap Grips Paris to Berlin. Weixin Zha in Bloomberg.com, 16. Januar 2017.