Bei vorliegendem Gemälde handelt es sich um eine Studie zu einem in drei jeweils variierenden Fassungen geschaffenen Bildnis der jungen Kaiserin. Zwei dieser Porträts wurden von Kaiserin Elisabeth, ein weiteres von Kaiser Franz Joseph I. im Jahre 1857 in Auftrag gegeben. Eines der von der Kaiserin bestellten Bildnisse war als Geschenk für ihren väterlichen Vertrauten Graf Karl Ludwig von Grünne (1808-1884) bestimmt. Der Künstler schildert in einem Schreiben an seinen Vater Albrecht Adam (Wien, 24.12.1857) eine Sitzung zu einem der genannten Reiterbildnisse. Aufgebracht berichtet er von Änderungen, die er im Auftrag der Oberhofmeisterin Gräfin Lamberg bezüglich des im Porträt gewünschten Gesichtsausdruckes ausführen musste: "Die strenge Oberhofmeisterin liebt mit allen anderen Damen des Hofes eine Kaiserin, weiss wie Marmor, den Ausdruck gebieterisch, nichts was andere Menschen auch haben könnten" (zitiert nach Ausst.-Kat. 1981/82, s. u., S. 54). Diese Beschreibung scheint auf das dem Grafen Grünne geschenkte Gemälde zuzutreffen. Im gleichen Brief schreibt Adam aber auch vom ursprünglichen Ausdruck des Gesichts und dessen Wirkung auf andere Betrachter. Diese Charakterisierung spiegelt sich auch in vorliegender Studie wider: "Sie alle waren gerührt, sie mussten es immer wieder betrachten. Sie fanden das Wesen, welches sie als Kaiserin wünschten, das naive, unschuldige gute Wesen, von dem sie einst träumten. Das Kolorit war fein aber gesund, jenes was man ihr hier am Hofe abgewöhnen wollte." In der Verkaufsausstellung des künstlerischen Nachlasses Franz Adams im Spätherbst 1886 wurden zwei Reiterbildnisse des Kaiserpaares gezeigt. Möglicherweise sind diese mit dem vorliegenden Gemälde und dem nachfolgenden Bildnis Kaiser Franz Josephs I. zu Pferd (Kat.-Nr. 1065) identisch. Vgl. Kunstchronik - Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe, 22. Jg., Heft 8 (1886), Spalte 127: zur Nachlassausstellung im Ausstellungsgebäude der Münchner Künstlergenosseschaft. Vgl. Hamann, Brigitte, Elisabeth - Bilder einer Kaiserin. 7. Aufl. Wien 2004, Farbtafel S. 133: das dem Grafen Grünne von der Kaiserin geschenkte Reiterbildnis. - Hase-Schmundt, Ulrike von (Hg.), Albrecht Adam und seine Familie. Zur Geschichte einer Münchner Künstlerdynastie im 19. und 20. Jahrhundert. Ausst.-Kat. Münchner Stadtmuseum, 23. Oktkober 1981 - 15. Januar 1982. München 1981.
Gutachten Dr. Ulrike von Hase-Schmundt, München, 31. Juli 2014
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